Les Jardins de Bordéo

San-Nicolao, Corsica

Die Gärten von Bordéo

Im Juli 2024 war ich mit meinem kleinen Van alleine zwei Wochen auf Korsika unterwegs.
Von Campingplatz zu Campingplatz, vom Meer in die Berge, von beschaulichen Bergdörfern in die lebhaften Küstenstädte. Ich war etwas rastlos, wie so oft, wenn ich längere Zeit mit mir alleine bin. Ich wollte alles sehen, alles in Bildern festhalten. Meiner Erinnerung traute ich schon lange nicht mehr, deshalb wurde die Linse irgendwann zu meinem Auge und die Kamera zu meinem Gedächtnis.

Aber ich unterschätzte, wie anstrengend das Herumreisen sein kann, wenn man getrieben ist. Und so suchte ich nach einem Ort auf der Insel, wo ich ein wenig zur Ruhe kommen konnte. Ich wollte nur noch an der Costa Verde in die Gärten von Bordéo, die der Familie meiner Freundin Heilala gehören. Dort eine Führung durch den Duftgarten mitmachen und in der Boutique etwas für meinen steifen Nacken finden, der mich seit einer Woche plagte. Ich freute mich auf den Besuch, mein Kopf jedoch war randvoll mit dem Erlebten der vergangenen Tage, so dass ich keinerlei Erwartungen hatte und mich einfach nur nach Zeit zum Verarbeiten sehnte.

Aber das, was ich an diesem Tag in Bordéo fand, war es, was mein unruhiges Selbst so dringend brauchte: Eine ruhige Oase inmitten einer üppigen Natur. Grün, wohin das Auge sah. Ein Paradies an Gerüchen. Und ein kleines veganes Café unter einer schattigen Pergola voller Blauregen, in dem ich stundenlang neben einer schläfrigen Katze saß, las und in den Garten blickte. Als die Kraft der Sonne am Nachmittag langsam nachließ und alles in ein wärmeres Licht tauchte, streifte ich mit der Kamera durch all die Pflanzen und fühlte zum ersten Mal auf dieser Reise eine innere Ruhe.


Ein gutes Jahr später, im September 2025, kehrte ich zurück auf die Insel und in die Gärten von Bordéo. Es war bereits herbstlich und der Garten sah anders aus als ich ihn in Erinnerung hatte. Ich entdeckte neue Pflanzen und Altbekannte verblühen, Früchte hervorbringen und ihre Blätter verlieren.

Vielleicht ist es genau das, was die Natur der Erinnerung ausmacht. Sie verändert sich mit uns im Laufe der Jahre, passt sich an. Wie ein Garten voller Pflanzen, der dem Zyklus der Jahreszeiten unterliegt. Sie passen sich an, um zu überleben und im nächsten Jahr wieder neu aufzublühen, neue Triebe zu bilden und mit voller Kraft dem zu begegnen, was auf sie warten mag.


Die Bilder entstanden im Sommer 2024 und Spätsommer 2025 in den Gärten von Essences Naturelles Corses in San-Nicolao, Korsika.